Musikschule als “Werkstatt-Lernatelier-Lernraum-Wirkstatt" ....und das nur im Plural

Die Musikschule per se ist keine selbstgenügsame Institution, sie existiert nie nur für sich: Wenn sie allen Schülerinnen und Schülern eine musikalische Lebensperspektive eröffnen und gleichzeitig musikpädagogisches Kompetenzzentrum der Gemeinde sein will, dann kooperiert sie mit der Volksschule, der Tagesstruktur, den Kindertagesstätten ebenso wie mit Vereinen, Kirchen, Bands, Chören, Orchestern. Sie steht sehr eng im Dialog mit den sogenannten Lernwelten und den coexistierenden “Communities”. Und nicht nur, dass sich diese zentralen Arbeitsfelder in Bezug auf Ziele, Arbeitsformen und Evaluation stark unterscheiden, hat die Musikschule auch einen Blick für die verschiedenen Welten des musikalischen Lernens und ist mit den unterschiedlichsten musikalischen, Communities of practice verwoben: Musikschule gibt es nur im Plural!

 

Die Musikschule entwirft und gestaltet generationenübergreifend und in einer möglichst lebenslangen Perspektive musikalische Lern- und Lebenswelten, in denen sich die Schülerinnen und Schüler selbstbestimmt bewegen. Sie leistet die Vermittlung musikalischer Basiskompetenzen für alle Kinder und sie fördert bestenfalls den professionellen Nachwuchs in Musikberufen.

Die Musikschule hat einen Blick für die verschiedenen Welten des musikalischen Lernens und ist mit den unterschiedlichsten musikalischen Communities of practice verwoben.

Musikunterricht soll „sinnvoll“ und mehr sein als eine halbstündige Pflichtstunde - so für beide Parteien. Sprachen werden auch gelernt, um zu kommunizieren, und nicht, um trockene Vokabeln und Grammatik auswendig zu lernen. 

 

„Suche das schönste Gebäude in der Gemeinde – es wird mit Sicherheit die Musikschule sein“. Wir sehen dieser Vision gerne zeitnah entgegen – zeigt dies nämlich eine Wertehaltung, die wünschenswert ist. In der „Reggio-Pädagogik“ spricht man von der Musik als „dritten Erzieher“ und meint damit ihre speziellen Qualitäten zwischen Geborgenheit und Stimulation. 


Die Pluralität der Musikschule wird stark durch die Optik der Lehrpersonen geprägt und gewandelt. Die Musikschule Gaiserwald bemüht sich, daraus das Optimum zu nutzen, und gestaltet sich im Plural mit allem, was ihr an Kulturen und Kultur in Gaiserwald begegnet. “SUN E RESUN” steht im romanischen Sprachraum für “TON UND RESONANZ”. Und drei Buchstaben machen es möglich: TUN.

Integrierte Begabten- und Begabungsförderung (IBBF)

Die zwei Begrifflichkeiten Begabten- und Begabungsförderung stehen für unterschiedliche Inhalte: 

 

  • Begabtenförderung: Kinder, welche sehr leistungsbereit sind, hohes Engagement zeigen und über hohes kognitives Potenzial verfügen, erhalten die Möglichkeit, in Pull-Out-Angeboten an verschiedenen Projekten zu arbeiten. Die Schulkinder arbeiten ausserhalb ihrer Regelklasse. 
  • Begabungsförderung: Jeder Mensch hat Stärken und Talente. Im Rahmen der Begabungsförderung geht es darum, diese zu entdecken und zu fördern. Alle Kinder dürfen entsprechend ihrer Neigungen und Fähigkeiten im Klassenverband im Lernatelier oder an eigenen Projekten arbeiten. 

 

Nach einem Pilotprojekt «Lernatelier» im Schulhaus Ebnet wird auch im Schulhaus Grund und in Engelburg Begabten- und Begabungsförderung mit einem neuen Konzept umgesetzt. Die erste Impulsveranstaltung mit Matthias Hüppi im Schulhaus Grund war der fulminante Startschuss dafür. Die integrierte Begabten- und Begabungsförderung bietet eine Förderung an, welche über die im Regelklassenunterricht angebotenen Möglichkeiten hinausgeht und orientiert sich an der Heterogenität der Schülerinnen und Schüler. 

 

Individualisierende Lernarchitekturen und den Klassenunterricht ergänzende Lernangebote werden von den Lehrpersonen IBBF angeboten. Den überfachlichen Kompetenzen, dem Erarbeiten von Lern- und Handlungsstrategien, aber auch der Förderung des Sozialverhaltens wird dabei gleich viel Bedeutung geschenkt, wie dem Aneignen oder der Erweiterung von Sachwissen. Es werden eigene Projekte umgesetzt, welche die Kreativität und die Selbstständigkeit fördern. Die Eigenverantwortung für das Lernen spielt dabei eine grosse Rolle. Die Lehrpersonen IBBF fungieren als Lernberatungen für die Schulkinder und bieten zudem Beratung für Klassenlehrpersonen und Eltern an. 

Marcel Hüppi und die Integrierte Begabten- und Begabungsförderung in Gaiserwald
Matthias Hüppi

Erweiterung Schulanlage Ebnet in Abtwil

Den Architekturwettbewerb für die Erweiterung der Schulanlage Ebnet in Abtwil mit zusätzlichem Schulraum und einer neuen Dreifachturnhalle gewann das Projekt "Enfilade" der Weber Hofer Partner AG aus Zürich. "Enfilade ist ein pragmatisches Projekt mit einem robusten Bebauungskonzept, das insbesondere auch in betrieblicher Hinsicht überzeugt", heisst es im Bericht des Beurteilungsgremiums. Das Bebauungskonzept sieht vor, dass die zwei bestehenden Schulhäuser erhalten bleiben, teilweise umgenutzt und mit einem zusätzlichen viergeschossigen Neubau ergänzt werden. Die beiden Kindergartengebäude und die Turnhalle werden abgebrochen. Die Kindergärten werden in die bestehenden Bauten integriert. Die neue Dreifachturnhalle kommt im nördlichen Bereich der Schulanlage zu liegen. Durch das gegen Norden ansteigende Terrain wird sie teilweise im Boden versenkt und tritt so gegen aussen sehr begrenzt in Erscheinung. Die verschiedenen Aussenräume sind ein zentrales und verbindendes Element der erweiterten Schulanlage.

Zusätzliches Schulgebäude und neue Dreifachturnhalle für die Schulanlage Ebnet.

Der Architekturwettbewerb wurde nötig, weil die Schule in Abtwil für den Kindergarten und die Primarschule zusätzlichen Raum - in erster Linie bei der Schulanlage Ebnet - benötigt. Dies war das Resultat der Raum- und Investitionsplanung 2020 bis 2035 der Schule Gaiserwald. Es fehlen insbesondere Klassenzimmer für die Primarschule und den Kindergarten, Gruppenräume, Spezial- und Therapieräume, eine Aula für kleinere Anlässe sowie die gesamten Räumlichkeiten für die Tagesstrukturen. Die Tagesstrukturen sind derzeit im ehemaligen Schützenhaus eingemietet. Auf längere Sicht ist diese Lösung nicht geeignet.

 

In einem nächsten Schritt geht es darum, das Projekt zusammen mit dem Architekturbüro weiterzuentwickeln bzw. dort zu überarbeiten, wo noch Defizite bestehen. Dafür setzte der Gemeinderat eine eigene Projektorganisation ein. Mit dem Budget 2024 wird der Bürgerschaft an der Bürgerversammlung ein Projektierungskredit in der Höhe von CHF 1’200’000.-- zur Genehmigung unterbreitet. Der abschliessende Entscheid über die Realisierung erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt an einer Urnenabstimmung. 

 

Bestandteil des Architekturwettbewerbs war ebenfalls eine neue Dreifachturnhalle. Sie wird die beiden Turnhallen bei der Schulanlage Ebnet und dem Oberstufenzentrum Mühlizelg ersetzen. Der Turnunterricht für alle Schülerinnen und -schüler findet zukünftig wieder vor Ort statt und es ist nicht mehr nötig, dass die Oberstufenschülerinnen und -schüler nach Engelburg bzw. die Primarschülerinnen und -schüler in die Turnhalle des Evang. Schulheims Langhalde ausweichen. Die Turnhalle des Oberstufenzentrums Mühlizelg kann aufgelöst und bei Bedarf in Schulraum umgewandelt werden.

Umnutzung Hauptstrasse 46, Abtwil

Die Gemeinde erwarb vor etwa drei Jahren das Gebäude der ehemaligen Gemeindekanzlei an der Hauptstrasse 46 in Abtwil. Seit dem Auszug der bisherigen Eigentümerin steht das Gebäude leer. Die Gemeinde befasste sich intensiv mit der zukünftigen Nutzung. Neu soll das Gebäude in ein Musik- und Kulturzentrum verwandelt werden.

Umnutzung der Gebäudes Hauptstrasse 46 in Abtwil
Eingangstüre zum Gebäude an der Hauptstrasse 46

Das zwischen 1905 und 1910 erbaute Gebäude ist weitgehend im Originalzustand erhalten und im Inventar der schützenswerten Bauten der Gemeinde Gaiserwald aufgeführt. Das Wohnhaus ist sanierungsbedürftig, verfügt aber über viel Originalsubstanz und schöne Details - eine Mischung aus Heimat- und Jugendstil. Die im Jahr 2023 durchgeführte Nutzungsanalyse zeigte, dass sich das Gebäude sehr gut als Musikschulzentrum eignet. Bis anhin fehlte dafür ein geeigneter Standort. Andere mögliche Nutzungen, wie beispielsweise für eine Kindertagesstätte oder die Tagesstrukturen der Schule, wurden wieder verworfen. Die Eingriffe in die Gebäudesubstanz wären für eine solche Nutzung zu gross und die Lage direkt an der Hauptstrasse für spielende Kinder nicht ideal. Die erarbeitete Machbarkeitsstudie zeigt, dass die gewünschte Nutzung auf dem Grundstück Platz findet. Die Absicht ist, das Gebäude an der Hauptstrasse 46 vollständig zu renovieren und auf der freien Fläche gegen Süden mit einem unterkellerten, eingeschossigen Neubau zu ergänzen. Neben den Unterrichtszimmern gäbe es Platz für Büroräumlichkeiten und einen kleinen Saal, welcher auch für andere kulturelle Kleinanlässe - ohne Musikschule - genutzt werden könnte. Die Organisation des gesamten Schulbetriebes würde mit einem Musikschulzentrum erheblich einfacher. Die Mehrfachbelegungen in den Schulanlagen durch Musikschule und Schule gingen zurück. Zusätzlich können beim Projekt der Schule für die Erweiterung der Schulanlage Ebnet in Abtwil vereinzelte Räumlichkeiten, welche für die Musikschule vorgesehen waren, eingespart werden.


Für die detaillierte Planung und Erarbeitung des Projekts für das neue Musikschulzentrum und Kulturgebäude ist im Budget 2024 ein Kredit in der Höhe von CHF 120'000.-- enthalten. Das Ziel des Gemeinderates ist es, dass die Bürgerschaft an der Bürgerversammlung 2025 über das ausgearbeitete Projekt abstimmen kann.