Konzept frühe Förderung

Der Gemeinderat genehmigte das von einer Projektgruppe ausgearbeitete Konzept und den Massnahmenplan für die "Frühe Förderung Gaiserwald". Eine wichtige und erfreuliche Erkenntnis aus der Konzeptarbeit war, dass alle Angebote für Kinder und Jugendliche, welche die Gemeinde von Gesetzes wegen bereitzustellen hat, bereits vorhanden sind. Dazu gehören beispielsweise die Kindertagesstätte Fiorino, die Tagesstruktur der Schule, die Tagesfamilienvermittlung, die Mütter- und Väterberatung oder das Familienzentrum. Nicht zu diesem Grundangebot, aber nicht weniger bedeutungsvoll für die frühe Förderung der kleinen Kinder, zählen die Bewegungs-, Begegnungs- und Bildungsangebote zahlreicher Vereine und Privatpersonen in der Gemeinde. Die Gemeinde fördert schon heute zahlreiche solche Angebote für Kinder und Jugendliche finanziell oder ideell.

 

Auf der Basis des vorhandenen Angebots ermittelte die Projektgruppe mit einer Umfrage bei Familien sowie einem Vernetzungsanlass mit Expertinnen und Experten aus der Gemeinde den weiteren Handlungsbedarf in der frühen Förderung und fasste ihn in vier Handlungsfeldern zusammen. Für jedes Handlungsfeld wurden bereits konkrete Massnahmen formuliert, welche in den nächsten drei Jahren umgesetzt werden sollten.

Vier Handlungsfelder für die frühe Förderung.

Handlungsfeld 1: Information und Koordination – Fäden zusammenführen

Zentrales Element der frühen Förderung in der Gemeinde Gaiserwald bildet die Information - für die Eltern über das Angebot einerseits und gegenseitige Information der Akteurinnen und Akteure über die Angebote andererseits. Wichtig für Eltern und Bezugspersonen ist der niederschwellige Zugang zu umfassenden Informationen rund um alle Angebote und Aktivitäten für Familien. Diese Informationen sollen für alle zugänglich sein.

 

Handlungsfeld 2: Sprachförderung – Kompetenzen stärken

Sprachförderung für kleine Kinder ist in der frühen Bildung von hoher Relevanz, denn die Grundlagen für die Sprachfähigkeiten werden bereits in den ersten Lebensjahren gelegt. Kleine Kinder profitieren vom Zweitsprachenerwerb im Vorschulalter. Es ist daher entscheidend, dass Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, möglichst früh mit der späteren Bildungssprache Deutsch in Berührung kommen.

 

Handlungsfeld 3: Betreuung – Bestehende Angebote nachhaltig mittragen

Kleine Kinder profitieren stark vom Besuch von qualitativ hochwertigen Betreuungsangeboten. Spielgruppen und familien- und schulergänzende Betreuungsangebote bilden die ersten Orte für kleine Kinder, in denen sie ohne ihre Eltern Zeit verbringen und Erfahrungen in einer Gruppe mit gleichaltrigen Kindern sammeln. Zudem unterstützen gute Betreuungsangebote mit anregenden Lerngelegenheiten die Bildungsprozesse von Kindern und erhöhen so die Entwicklungschancen der Kinder. Familien- und schulergänzende Betreuungseinrichtungen unterstützen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und wirken dem Fachkräftemangel entgegen.

 

Handlungsfeld 4: Spiel und Begegnung – Niederschwellig vernetzen

Erziehung und Bildung eines Kindes finden primär in der Familie statt. Viele Eltern mit kleinen Kindern sind aufgrund von diversen Faktoren (z.B. sprachliche Defizite oder finanzielle Engpässe) in der Bewältigung ihres Erziehungsauftrags auf sich allein gestellt. Familien mit Kindern brauchen daher Orte zum niederschwelligen Austausch und Netzwerke, um in ihrer Rolle gestärkt zu werden. Die Familien schliessen Bekanntschaft mit anderen, erhalten Mund-zu-Mund-Informationen über Aktuelles und werden motiviert, an Veranstaltungen in der Gemeinde teilzunehmen und mit dabei zu sein. Vor diesem Hintergrund bieten Spiel- und Begegnungsorte für Eltern und Kinder gute Gelegenheiten für den Austausch zwischen Eltern und Kindern.

Abschluss Pilotbetrieb Tagesstrukturen

Der Gemeinderat fasste im Frühjahr 2023 den Entscheid, das Angebot für die schulergänzende Tagesbetreuung von schulpflichtigen Kindern mit leichten Anpassungen ab dem Schuljahr 2023/2024 definitiv einzuführen. Das zu Beginn des Schuljahres 2019/2020 lancierte Pilotprojekt lief Mitte des Jahres 2023 aus. Das Betreuungsangebot "Tagesstruktur" ist ein Angebot der Gemeinde und richtet sich an Kinder ab dem zweiten Kindergartenjahr bis zum Ende der Primarstufe. Die privaten, von der Gemeinde finanziell unterstützten, Kindertagesstätten Fiorino in Abtwil und Engelburg besuchen in erster Linie Kinder im Vorschulalter. Die beiden Angebote sind aufeinander abgestimmt und ergänzen sich gut.

Die Pilotphase zeigt deutlich - das Angebot entspricht einem vorhandene Bedürfnis und leistet einen wertvollen Beitrag an die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Gaiserwald.

Seit dem Start des Pilotprojekts steigerten sich die Nutzungszahlen stetig. Die Nutzung ist - je nach Wochentag und Betreuungsblock - unterschiedlich. Der Rückblick auf die Pilotphase zeigte aber deutlich, dass das Angebot über alles gesehen einem Bedürfnis entspricht und einen wertvollen Beitrag für die Einwohnerinnen und Einwohner in der Gemeinde Gaiserwald an die Vereinbarkeit von Beruf und Familie leistet. Aufgrund der Erfahrungen aus dem Pilotbetrieb, den Nutzungszahlen, den zukünftigen gesetzlichen Vorgaben im Kanton St.Gallen für Tagesstrukturen und wegen der Optimierung der Personalplanung wurden die Angebotszeiten auf Beginn des Schuljahres im Sommer 2023 angepasst. Die Betreuung der Kinder in der Tagesstruktur ist für die Eltern kostenpflichtig. Die Preise mussten moderat angepasst werden, weil beispielsweise die Einkaufspreise für die Mittagsmenus angestiegen sind. Die Gemeinde leistet Beiträge an die Eltern, abgestuft nach der Höhe des Einkommens. Das Beitragsmodell wurde für den definitiven Betrieb verfeinert.

 

Die Räumlichkeiten der Tagesstrukturen befinden sich jeweils direkt bei den Primarschulanlagen. Für den Pilotbetrieb konnten in allen Schulanlagen provisorische Lösungen gefunden werden. Weil die Nutzungszahlen stetig ansteigen und durch die Tagesstrukturen teilweise Räumlichkeiten belegt werden, welche für den Schulbetrieb fehlen, müssen in den nächsten Jahren neue Lösungen gefunden werden. In der Schulanlage Grund besteht schneller Handlungsbedarf. Für die Tagesstrukturen soll ein Neubau mit einer Modulbaute realisiert werden. Dafür ist im Budget 2024 ein Kredit von CHF 890'000.-- enthalten. Für die Schulanlage Ebnet ist der Raumbedarf im laufenden Projekt für die Erweiterung der Schulanlage berücksichtigt. In Engelburg wird im Rahmen der dortigen Schulraumplanung geprüft, wie den Tagesstrukturen geeignete Räume zur Verfügung gestellt werden können.

Sozialhilfe

Die Sozialhilfestatistik des Jahres 2022, publiziert am 18. Dezember 2023, sagt aus, dass die Sozialhilfequote der wirtschaftlichen Sozialhilfe in der Schweiz (Anteil der sozialhilfebeziehenden Personen an der ständigen Wohnbevölkerung) im Vergleich zum Vorjahr um 0.2% zurückgegangen ist und 2.9% beträgt. Im Kanton St.Gallen beträgt die Sozialhilfequote weiterhin durchschnittlich 2.0 %. Die Gemeinde Gaiserwald liegt mit 1.5% unter der durchschnittlichen Sozialhilfequote des Kantons St.Gallen. Im Vergleich zum Vorjahr (2021) ist die Quote um 0.1% zurückgegangen.

 

Im Jahr 2023 wurden 52 Sozialhilfegesuche gestellt. Davon wurden 26 gutgeheissen, neun wurden abgewiesen und 14 Personen haben das Gesuch zurückgezogen. Per Ende Dezember 2023 sind drei Gesuche pendent. 

 

Aktuell werden insgesamt 206 Personen sozialhilferechtlich unterstützt. Dies entspricht 111 laufenden Sozialhilfedossiers (inklusive Flüchtlinge und Asylsuchende). Im Jahr 2023 konnten einige langjährige Fälle abgeschlossen werden, während wiederum einige neue aufgenommen wurden. 

 

Der durch die SKOS (Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe) im Jahr 2020 erwartete mittelfristige starke Anstieg der Fallzahlen als Folge der Corona Pandemie bestätigte sich weiterhin nicht. 

Asylwesen

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine zog sich über den Jahreswechsel 2022 hinaus und prägte das Jahr 2023 weiterhin. So sind auch im Jahr 2023 Personen aus der Ukraine in die Schweiz eingereist und stellten den Antrag auf den Schutzstatus „S“. Da eine nachhaltige Stabilisierung der Lage in der Ukraine nicht absehbar ist, entschied der Bundesrat an seiner Sitzung vom 1. November 2023, dass der Schutzstatus „S“ nicht vor dem 4. März 2025 aufgehoben werden soll.

 

Neben den Asylgesuchen von Personen aus der Ukraine nahm auch die Zahl der Asylgesuche von Personen aus anderen Ländern wieder zu. Es handelte sich dabei um eine Grosszahl von Personen aus der Türkei und Afghanistan. Die Zahl der durch den Kanton St.Gallen aufzunehmenden flüchtenden Personen liegt bei rund sechs Prozent. Für die Gemeinden bedeutet dies eine anteilmässige Aufnahme anhand der ständigen Wohnbevölkerung. Zum Soll- und Ist-Bestand zählen allerdings nur diejenigen Personen, die je nach Asylstatus vor weniger als fünf oder sieben Jahren in die Schweiz eingereist sind.

 

Aktuell (Stand 22. Dezember 2023) halten sich 110 geflüchtete Personen in der Gemeinde auf. Dieser Wert liegt, trotz tagtäglicher intensiver Bemühungen, geeigneten und kostengünstigen Wohnraum anzumieten, leicht unter dem zu erfüllenden Soll von 116 Personen. Neben der zu organisierenden Unterbringung in der Gemeinde ist das Sozialamt gefordert, sämtliche Personen zu betreuen und sie bestmöglich nachhaltig zu integrieren. 

 

Im November 2023 wurden in der Schweiz insgesamt 3‘141 Asylgesuche gestellt. Dabei stellten Personen aus Afghanistan und der Türkei die meisten Gesuche. Hinzu kamen rund 2'200 Gesuche für den Schutzstatus S. Auch wenn die Zahl der Asylgesuche leicht tiefer liegt als im Vormonat, so ist sie im Vergleich zu den Vorjahren noch immer sehr hoch. Das SEM (Staatssekretariat für Migration) rechnet für das Jahr 2024 mit ähnlich hohen Gesuchzahlen wie im Jahr 2023.